Text Tim Jacobsen | Svensson XXL bei Vitarom in Neurath:
ClimaFlow in Kombination mit Luxous und Obscura sorgt für deutliche Energieeinsparung
Das Kraftwerk Neurath war über viele Jahre hinweg gemessen an der elektrischen Bruttoleistung das zweitgrößte Braunkohlekraftwerk Europas. Als im Herbst 2011 die beiden Kraftwerksblöcke F und G in Betrieb genommen wurden, waren die Neurather Gärtner im Schlagschatten der Blöcke A bis E in ihrem 11 ha großen Gewächshausneubau schon ein paar Monate in der Tomatenernte.
Dass in der Braunkohleverstromung genug Wärme abfällt, um Kulturen wie Tomaten und Gurken sicher über den Winter und durch den Sommer zu bringen, beweisen nicht nur die weithin sichtbaren Wolken über den Kühltürmen, sondern auch der 2015 erfolgte Ausbau der Neurather Unterglasfläche auf nunmehr 16 ha.
Ein Blick in die Tagebaustandorte zeigt, dass die zukünftige Wärmeversorgung nicht an der reichlich vorhandenen Kohle scheitern wird. Ausschlaggebend wird Carsten Knodt zufolge vielmehr eine nicht ganz einfach aufzulösende Gemengelage aus Energiekrise und –wende sowie CO2-Emmissionen und Kohleausstieg sein.
Nicht jeck machen lassen
Davon lässt sich Knodt, einer der vier Gründerväter des Neurather Großprojektes, allerdings nicht Bange machen. Er beteiligt sich auch nicht Spekulationen darüber, was vielleicht einmal sein könnte, sondern konzentriert sich lieber auf die Sachen, die er selbst in der Hand hat.

Als Vollblutgärtner mit gewissermaßen Chlorophyll im Blut ist das dann naturgemäß die Produktion und der Verkauf möglichst perfekten Gemüses - und das in einem der nach wie vor modernsten Gewächshäuser Europas unweit der großen Ballungsgebiete Nordrhein-Westfalens.
Die größte Veränderung seit der Erstbestückung der Flächen im Jahr 2011 ist die in den letzten Jahren sukzessiv erfolgte Umstellung auf den belichteten Ganzjahresanbau gewesen. „Auch wenn man glaubt, dass man eigentlich schon alles über Tomaten weiß, ist die Umstellung doch ein bisschen wie eine ganz neue Kultur“, erinnert sich Knodt.
Doppellagiges Schirmsystem
Mit den Leuchten hielt auch der Verdunklungsschirm Einzug in die Produktionsanlagen. Die Wahl fiel dabei auf Svenssons OBSCURA 9950 FR W. Gemeinsam mit dem zuvor bereits eingezogenen LUXOUS 1147 FR sorgen die beiden Schirme für maximales Energieeinsparungspotential, zumal die 2022 durchgeführte Installation des auf dem VentilationJet System® beruhenden ClimaFlow Systems von Svensson erlaubt, das derzeit technisch Mögliche auszureizen.
Die Erfahrungen sind überzeugend. Auch wenn mit dem ClimaFlow System wieder einmal kulturtechnisches Neuland betreten wurde und es Knodt zufolge immer auch ein bisschen auf den einzelnen Gärtner vor Ort ankommt, inwieweit die Möglichkeiten auch tatsächlich ausgereizt werden, würde das ClimaFlow System nun nicht nach und nach an allen Vitarom-Standorten nachgerüstet, ließe sich das Einsparungspotenzial nicht auch tatsächlich realisieren.
ClimaFlow überzeugt
Und da gibt es neben dem offensichtlichen Vorteil der gleichmäßigeren und verlässlicheren Klimaführung mit Hilfe der für den Luftaustausch sorgenden Ventilatoren auch eine deutliche Verlängerung der Schirmstunden, die Knodt zufolge gerade auch bei Temperaturen im etwas unterschätzten knapp zweistelligen Temperaturbereich für Energieeinsparung sorgt.
Nicht vergessen werden sollte auch, dass sich „Heizung“ durch den Wegfall der Schirmöffnung zur Entfeuchtung im Prinzip in gewisser Weise vollkommen neu denken lässt: Bei der Heizungsauslegung kann dann von einer deutlich geringeren Peakheizlast ausgegangen werden. Dies schlägt dann wiederum durch auf unter anderem die Heizkesseldimensionen, die Verteilung zwischen Voll- und Teillastbetriebszeiten, die Wartungsintensität und last but not least auf die Vertragsgestaltung mit dem Energielieferanten.

Nicht nur finanzielle Vorteile
Je nach persönlicher Risikobereitschaft sind im laufenden Betrieb Einsparungen zwischen 10 und 20 Prozent möglich, gleiches gilt für die Heizungsinstallation, schätzt Knodt. Aber muss es denn eigentlich wirklich immer Svensson sein? Knodt geht die Frage erst einmal eher von der Gefühls- als von der Faktenlage her an: Grundsätzlich hätten Familienunternehmen wie Svensson einen Vertrauensvorschuss bei ihm. Eintagsfliegen seien nun einmal eher an kurzfristigen Profiten interessiert.
Davon abgesehen, glaube er aber auch fest daran, dass die Qualität der Svensson-Produkte schlicht und einfach besser als die der Mitbewerber ist. Wie viel besser die Svensson-Produkte dann tatsächlich aber sind, sei schlecht quantifizierbar. Da helfen auch die Vergleichstests aus dem Labor nicht unbedingt viel weiter:
„Das eine ist, was Du misst, das andere, was die Pflanze daraus macht.“ Und darin unterscheiden sich wie im Neurather Gewächshaus nicht nur Tomaten und Gurken deutlich voneinander, sondern auch die einzelnen Sorten bis hin zu den unterschiedlichen Pflanzterminen. Und dazu kann es dann auch sein, dass „du beispielsweise das Gefühl hast, dass sich Nützlinge auf einmal wohler fühlen und die Pflanzen einen besseren Eindruck machen, es aber von Seiten der Wissenschaft dafür eigentlich keinen Grund gibt.“
Blick in die Glaskugel
Mit Blick in die Zukunft hofft Knodt, dass zukünftig wieder eher das Können der Gärtner über das Betriebsergebnis entscheidet als die in den letzten Monaten zuweilen doch eher an Glücksspiel im Kasino erinnernde Entwicklung der Energiemärkte. Auch hofft er, dass die politische Entscheidungsfindung insgesamt wieder mehr „klare Linie“ und weniger erratisch werde.
Zwar liegen zwischen Knodts Energieverbrauch und dem weniger moderner Gewächshausanlagen Welten, dennoch macht auch er sich Gedanken darüber, was uns bei weiter steigenden Energiepreisen noch alles bevorstehen könnte. Letztendlich werde auch dann nur ein Blick auf die Zahlen weiterhelfen, ist Knodt überzeugt:
Wenn Energie irgendwann so teuer wird, dass es günstiger ist, die Gewächshausluft mechanisch zu entfeuchten und Außenluft über Wärmetauscher in die dann geschlossenen Gewächshäuser zu leiten, dann werden geschlossene Anlagen der neue Standard werden. Denn eines lasse sich nicht weg diskutieren: So sparsam man heutzutage auch kultiviere, ist und bleiben die heutigen Gewächshäuser in gewisser Weise konstruktionsbedingt doch immer auch Energieschleudern.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Berater Jakob Johannson